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Theorie "Product Goal"

Der Kompass der Entwicklung

Mit dem Scrum Guide 2020 hat das Product Goal die Product Vision abgelöst. Im Gegensatz zur Product Vision beschreibt das Product Goal, wie der Name schon sagt, ein konkretes Ziel, welches mit dem Scrum Projekt verfolgt und durch die Sprints erzeugt wird. Anders als üblich bei Scrum-Projekten, stellt das Product Goal ein längerfristiges Ziel dar, welches - je nach angestrebtem Produkt - zwei bis sechs Monate in der Zukunft liegt. Wie Sie schon aus dem vorherigen Kapitel wissen, ist das Product Goal die Verpflichtung (commitment) des Scrum Teams zum Product Backlog. Es dient als Kompass für die Entwicklung des aktuellen Projektes. Anders ausgedrückt: Durch das Product Goal haben die Developer ein Ziel, auf welches sie hinarbeiten, während sie den Product Backlog abarbeiten.

Erarbeitung des Product Goals

Das Product Goal soll den zukünftigen Zustand des Projektgegenstands darstellen und das widerspiegeln, was sich Kunden und Anwender vom Produkt wünschen. Demnach ist es sinnvoll, bei der Erarbeitung des Product Goals genau diese Zielgruppe miteinzubeziehen. Das Feedback der User bzw. der (zukünftigen) Kunden während der Erarbeitung des Product Goals ist wichtig, um sicherzustellen, dass das richtige Produkt entwickelt wird. Der Product Owner entwickelt für die Stakeholder des Projektes ein gemeinsames Verständnis der Zielvorstellung und legt die Rahmenbedingungen fest, die der Vermarktung des Produktes und dessen wirtschaftlichem Erfolg dienen. Obwohl der Product Owner allein für das Product Goal verantwortlich ist, sollte es nicht von ihm allein erarbeitet werden. Teamwork spielt auch bei der Definition des Product Goals eine wichtige Rolle. Es hat sich bewährt, dass der Product Owner mit der Erarbeitung des Product Goals beginnt und das Scrum Team sowie weitere Stakeholder anschließend Input geben. Bei der Erarbeitung des Product Goals sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Wieso wird das Projekt durchgeführt?
  • Welche Zielgruppe soll angesprochen werden?
  • Worin besteht das Bedürfnis oder der Nutzen des Kunden / der Verbraucher?
  • Worum handelt es sich? Was genau wird angeboten?
  • Welche Alleinstellungsmerkmale hat die Anwendung oder das Produkt gegenüber Mitbewerbern?
  • Wie ist das Geschäftsmodell aufgebaut?
  • Auf welche Weise soll Gewinn erwirtschaftet werden?

Abb. 4.1: Was beeinflusst das Product Goal?

Auf das Product Goal hinarbeiten

Steht das Product Goal fest, liegt es in der Verantwortung des Product Owners, das Product Goal zu kommunizieren, sodass die Developer auf das Product Goal hinarbeiten können. Da das Product Goal das Committment zum Product Backlog darstellt, sollte es pro Product Backlog auch nur ein Product Goal geben und erst wenn ein Product Goal erreicht wurde, kann ein neues Product Goal entwickelt werden. Außerdem sollte das Product Goal während des Projektes nicht verändert werden. Sollte es dennoch nötig sein, das Product Goal im Verlauf des Projektes anzupassen, weil es beispielsweise hinfällig wird, dann sollte der Product Owner in seiner Funktion als Product Backlog Verantwortlicher, entscheiden, wie vorgegangen wird. Reicht eine Verfeinerung des Product Goals? Müssen grundlegende Anpassungen gemacht werden? Basierend auf den Antworten kann der Product Owner die Stakeholder einbinden, alleine eine Entscheidung treffen oder die Developer konsultieren.