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Theorie "Sprint Retrospective"

Feedback zum vergangenen Sprint

Nachdem das Sprint Review Meeting stattgefunden hat, das heißt, nachdem die Developer dem Product Owner und den Stakeholdern das potenziell auslieferbare Increment vorgestellt haben, geht es in die Sprint Retrospective. Diese kann im wörtlichen Sinne direkt nach dem Sprint Review stattfinden. Genauso wie das Sprint Review wird auch die Sprint Retrospective vom Scrum Master einberufen. Er ist dafür verantwortlich, dass die Sprint Retrospective stattfindet und dass alle Developer und der Product Owner über Ort und Zeit informiert werden.

Die Sprint Retrospective, welche am Ende jedes Sprints steht, kann als Gegenstück zum Sprint Review betrachtet werden: Während im Sprint Review Meeting das Increment betrachtet wird und die Developer Feedback vom Product Owner und von den Stakeholdern bekommen, ist die Sprint Retrospective ein Meeting, bei dem die Arbeitsweise im Mittelpunkt steht. Die Developer sind an dieser Stelle am Zug und geben Feedback zum Sprint selbst. Die Sprint Retrospective dient in erster Linie den Developern zur Produktivitäts- und Prozessverbesserung, es kann aber auch das gesamte Scrum Team von der Durchführung profitieren.

Sicherer Raum für Feedback

Bei der Sprint Retrospective steht das gesamte Team der Developer im Fokus - es wird darauf verzichtet einzelnen Developer positiv oder negativ hervorzuheben. Feedback spielt während der Sprint Retrospective eine zentrale Rolle und jedes Scrum Teammitglied soll dazu ermutigt werden, ehrliches Feedback zu geben.

Lessons Learned und kontinuierliche Verbesserung

Bei der Sprint Retrospective wird der abgelaufene Sprint daraufhin überprüft, inwieweit der Ablauf störungsfrei war und was für künftige Sprints verbessert werden kann. Dabei sollten sich die Developer folgende Fragen stellen:

  • Was lief gut während des Sprints?
  • Was lief weniger gut während des Sprints?
  • Wie können wir uns verbessern?

Anhand dieser Fragen kann herausgefunden werden, wo die Problembereiche lagen, und die identifizierten Probleme können in Angriff genommen und im Idealfall gelöst werden. Wie die Probleme gelöst und die Qualität gesteigert werden kann, sollte auch während der Sprint Retrospective erarbeitet werden. Falls gewünscht, können die Punkte zur Sprint-Verbesserung in den Sprint Backlog des nächsten Sprints aufgenommen werden. Falls sich während des Sprints Änderungen an den Rahmenbedingungen ergeben haben oder Mitglieder des Scrum Teams das Gefühl haben, dass die Definition of Done angepasst werden muss, ist die Sprint Retrospective das richtige Meeting, um darüber zu sprechen.

Die Sprint Retrospective muss stattfinden

Da die Sprint Retrospective ein offizielles Scrum Event ist, muss diese bei jedem Sprint eines Scrum-Projektes stattfinden. Ein Verzicht würde zum einen bedeuten, dass das Projekt kein durchgängiges Scrum Projekt ist, außerdem würde das Scrum Team die Chance verstreichen lassen, die Qualifikation der Developer zu verbessern. Denn mit jeder Sprint Retrospective haben die Developer die Möglichkeit auf den vergangenen Sprint zurückzublicken und herauszuarbeiten, was gut und was weniger gut gelaufen ist. So können sie sich verbessern und die Qualität des Projektes Sprint für Sprint steigern.

Ablauf der Sprint Retrospective

Bei der Durchführung der Sprint Retrospective bietet sich an, die Plus-Deta-Methode anzuwenden. Diese Methode zielt darauf ab, alles zu notieren, was aus Sicht der Developer gut gelaufen ist (Plus), und wo sie Verbesserungspotenzial sehen (Delta).

Titel: Abb. 11.1: Plus-Delta-Methode.

Der Ablauf könnte wie folgt aussehen:

  1. Die Agenda für die Sprint Retrospective wird festgelegt und durch Handzeichen akzeptiert.

  2. Mithilfe von Post-it-Zettelchen wird die Timeline des vergangenen Sprints dargestellt.

  3. Auf dieser Timeline werden anschließend spezifische Punkte mit Plus- und Deltakarten markiert.

  4. Die Developer notieren auf den Pluskarten, was aus ihrer Sicht gut gelaufen ist und auf den Deltakarten, wo sie Verbesserungspotenzial sehen.

  5. Die Ergebnisse dieser Markierungen werden diskutiert.

  6. Durchzuführende Änderungen und Verbesserungen für den nächsten Sprint bzw. Impediments (Infrastruktur, Störungsversuche von außen, Verbesserungen für die Performance der Developer, etc.) werden identifiziert.

  7. Maßnahmen (action items), verantwortliche Personen und Zeitpunkte zur Erledigung werden definiert.

Übersicht: Sprint Retrospective

  • Teilnehmende: Scrum Team
  • Moderation durch den Scrum Master
  • Dauer: Maximal 3 Stunden
  • Ergebnis: Reflexion des vorangegangenen Sprints und Klärung der Frage, wie es gelaufen ist und wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.